Projekt UNESCO
Projekt der Dorfgemeinschaft Latschach zusammen mit anderen Gemeinschaften beider Volksgruppen mit dem Ziel den Brauch als Immaterielles Kulturerbe der UNESCO (Nationales Verzeichnis) zu verankern :
Die Marktgemeinde Finkenstein am Faaker See, die Region Villach-Faaker See-Ossiachersee, das Kärntner Bildungswerk und das Slowenische Volkskundeinstitut/Slovenski narodopisni inštitut Urban Jarnik unterstützen das Vorhaben. Alle Feuerwehren und die Österreichische Wasserrettung Faaker See der Gemeinde Finkenstein, die Jugendfeuerwehr Latschach, die Feuerwehren der Stadt Villach, im Bereich der ehemaligen Gemeinde Maria Gail sowie die Pfarren St. Niklas/Šmiklavž, Maria Gail/Marija na Zilji, Latschach/Loče, Petschnitzen/Pečnica, St. Stefan Finkenstein/Šteben Bekštanj, St. Leonhard bei Siebenbrünn/Št. Lenart pri sedmih studencih und Fürnitz/Brnca stellen sich hinter das Projekt.

Unteraichwalder Georgigruppe am Koboldfeld, Dobniška skupina na polju pri Koboldu
Das Villacher Stadtmuseum mit seinem Leiter Dr. Andreas Kuchler, der in Oberaichwald wohnt, fungiert als Drehscheibe des Projektes. Die Expertisen werden vom Volkskundler und Leiter des Gailtalmuseums, Mag. Siegfried Kogler sowie von Mag. Martina Piko — Rustia und Dr. Herta Maurer – Lauseĝger vom Slovenski narodnopisni inštitut Urban Jarnik erstellt.

Latschacher Georgigruppe, Loška skupina, 2024
Auch der Bürgermeister Christian Poglitsch schaut gerne bei den Georgijägern vorbei, kennt er den Brauch noch bestens aus seiner Kinder- und Jugendzeit. Der Gemeinderat hat am 04. Juli 2024 eine Unterstützungserklärung für die Aufnahme dieses Brauchtums in das Nationale Verzeichnis des Immateriellen Kulturebes der UNESCO abgegeben.
Unterstützungserklärung vom 04.07.2024 :


Georgijäger aus vielen Dörfern der Gemeinde Finkenstein vor dem Rathaus

Die Georgijäger bei der Gemeinderatssitzung am 04. Juli 2024

Sprüche Üben und Besuch bei der ÖWR Faaker See
Auch die Volksschulen Latschach, Ledenitzen, Finkenstein, Gödersdorf und Fürnitz, sowie die MS Finkenstein und die Volksschule Maria Gail, in der Stadtgemeinde Villach, sind wichtiger Teil dieses Projektes. Hier wird den Kindern der Georgibrauch näher gebracht. Geplant ist es alle Volksschulen im Gebiet des Brauches einzubinden.


Bild 1: Bei einer Unterrichtseinheit wird das Hornblasen erlernt
Bild 2: Bgm Christian Poglitsch war einmal Capo in Faak am See und beherrscht das Hörnerblasen nach wie vor
Der Brauch und seine Verbreitung
Im Gebiet rund um den Faaker See, im oberen Rosental, wo deutsche und slowenisch sprechende Kärntner friedlich zusammenleben, hat sich bis heute ein uralter Hirten- und Heischebrauch erhalten. Am Ossiacher Tauern und im Bereich der Gemeinde Velden am Wörthersee, Wernberg und Rosegg ist der Brauch heute noch präsent.

Georgijagen in Rajach, 1956 (Franz Koschier, Carinthia 1957)
Auf der Karte(Franz Koschier, Carinthia 1957) ist die Ausbreitung des Georgijagens nach dem 2. Weltkrieg ersichtlich. Sieht man von Köstenberg und Techelsberg ab, hat sich in den letzten 70 Jahren nicht all zuviel verändert. In Ledenitzen und Oberferlach sind die Georgiläger derzeit nicht unterwegs, hier wird es ohne Maßnahmen der Dorfbewohner leider zu einem Aussterben des Brauches kommen. Schön wäre es den Frühlingsbrauch mit der Initiative „UNESCO“ von derzeit ruhend auf lebend umzustellen. Erfreulich ist es, dass in den Dörfern rund um den Sternberg und in Latschach bei Velden der Brauch wieder neu aufblühen wird.

In der aktuellen Landkarte (Stand 2024) sind alle Dörfer genannt, wo der Brauch ausgeübt wird, ruht oder ausgestorben ist.

Das Georgijagen oder im slowenischen Dialekt „Šentjurja jahat“, ist nach vielen Jahrhunderten noch immer fixer Bestandteil im Dorfleben unter dem Mittagskogel.

Latschacher Georgigruppe 2023
In den Jahren der Corona Pandemie gab es eine Zwangspause, Umgänge waren leider nicht möglich dafür wurde der Brauch den Kindern im kleinen Rahmen vermittelt.

Georgifeuer und Brauchtum im Steinbruch in der Vinca, Oberaichwald 2021
In einigen Dörfern drohte der Brauch dennoch auszusterben. Dagegen wehrte sich die DGL und gemeinsam mit der Volksschule Latschach ist es gelungen das uralte, zweisprachige Kulturgut wieder aufblühen zu lassen.

In Oberaichwald/Hriber 2012
Nun ist er wieder in Latschach/Loče, Unteraichwald/Dobje, Oberaichwald/Hriber, Oberaichwald Lauskeile/Veščele, Ratnitz/Ratenče und Pogöriach/Pogorje lebendig. Der Funke ist auch auf andere Dörfer der Gemeinde Finkenstein/Občina Bekštanj (Mallestig/Malošče, Goritschach/Zagoriče, St. Stefan/Šteben, Faak am See/Bače ob jezeru, Gödersdorf/Vodiča vas, Techanting/Teharče, Susalitsch/Žužalče, St. Job/Šentjob, Sigmontitsch/Zmotiče, Korpitsch/Grpiče, Fürnitz/Brnca) übergesprungen, wo der Brauch mancherorts, kurzzeitig ruhte. Auch hier haben die Schulen einen wichtigen Beitrag für den Weiterbestand des Brauches geleistet. In den Dörfern rund um Finkenstein bemüht sich auch die Pfarre St. Stefan Finkenstein/Šteben Bekštanj um seine Aufrechterhaltung.

Georgijäger aus Finkenstein (Mallestig/Malošče, St. Stefan/ Šteben, Goritschach/ Zagoriče, Höfling/Dvorec)

Auch in Techanting sind wieder viele Kinder als Georgijäger unterwegs
Nach diesem Erfolg gehen wir noch einen Schritt weiter, denn nun gilt es das Georgijagen als Kulturerbe für die Zukunft zu sichern.

Präsentation des UNESCO Projektes beim Frühlingsfest in Latschach, 2024
Die Chancen stehen jedenfalls nicht schlecht, gibt es sogar 80 Jahre alte Bilder und fundierte Aufzeichnungen von Volkskundlern deutscher und slowenischer Sprache, die bis ins 19. Jahrhundert zurückreichen. Außerdem wird der Brauch von Generation zu Generation weitergegeben, wie bei der Familie Skarbina aus Latschach, wo der Vater Johann 1955, der Sohn Armin 1980 und der Enkel Christian 2010 mit dabei waren.
Drei Latschacher Georgigenerationen




Bild 1: Christian Skarbina, hinten links beim Georgijagen 2010
Bild 2: Johann, Armin und Christian Skarbina 2024
Bild 3: Armin Skarbina, 3. von links beim Georgijagen in Latschach, 1980
Bild 4: Latschacher Gruppe 1955: Johann Skarbina, vordere Reihe ganz links. Der Capo mit dem Horn aus dem Jahr 1927 ist der ehemalige Bgm von Finkenstein Walter Harnisch
Geschichtliche Nachweise:
Franz Koschier (Carinthia I 1957) hat den Brauch 1954 in Ledenitzen erlebt, wo sich das Georgijagen am ursprünglichsten erhalten hat. Aus dem Jahr 1975 gibt es einen wissenschaftlichen Film (Dr. Niko Kuret) vom Georgijagen in Unterferlach in der Pfarre Petschnitzen/Fara Pečnica, der für Forschung und Unterricht an Universitäten produziert wurde. Hier sieht man noch die älteste, überlieferte Form des Brauches mit dem Grab des Heiligen Sankt Georg/Sveti Šent Jurji. Der Brauch wurde bis vor einigen Jahren so noch in Petschnitzen/Pečnica, Oberferlach/Zgornje Borovlje, Ledenitzen/Ledince, Unterferlach/Spodnje Borovlje und in Mallenitzen/Malence praktiziert.
https://www.mediathek.at/atom/1672CCE7-33E-000E3-00000924-16722CB6


Bild 1: Georgijäger vor einem Haus in Unterferlach/Spodnje Borovlje,(1975 Niko Kuret)
Bild 2: Gebet vor dem Grab des Sveti Šent Jurji Unterferlach/Spodnje Borovlje (1975 Niko Kuret)
Der Kärntner Volkskundler Dr. Georg Graber berichtet über den Frühlingsbrauch 1941 in seinem Buch „Volksleben in Kärnten“. Der Latschacher Tonček Urschitz beschreibt in seinen persönlichen Erinnerungen (spomini/Erinnerungen, 2024) den Brauch, wie er ihn 1943 selbst erlebt hat. Die ältesten schriftlichen Aufzeichnungen (slovenski običaji – slowenische Bräuche) gibt es vom slowenischen Ethnologen Matija Majar Ziljski, der das Georgijagen 1841 als Pfarrer in Rosegg und Umgebung kennenlernte. Aus jüngerer Zeit stammen Abhandlungen von Mirko Hofer (Geschichte der einstigen Landgemeinde Maria Gail, 1990) und von Kurt Grafschafter (So ist ’s Brauch in Kärnten, 1999). Das Georgijagen/Šentjurja jahat spiegelt die gelebte Zweisprachigkeit unserer Heimat wider, dazu erfüllt es den Zweck, dass einheimische und zugezogene Familien besser zueinander finden.


Bild 1: Georgijäger in St. Niklas, 1987(Mirko Hofer, einstige Landgemeinde Maria Gail, 1990)
Bild 2: In der Lauskeile 2022
Ursprung des Brauches
Der 23. April, Namenstag des Heiligen Georg, gilt in vielen Ländern als der eigentliche Frühlingsbeginn, an dem zahlreiche Abwehr- und Segensbräuche stattfinden. Dazu gehört auch das Georgijagen, das am Vorabend stattfindet, aber mit Jagen im herkömmlichen Sinn nichts zu tun hat.

Lärm wird mit Tierhörnern und Glocken erzeugt, Latschacher Georgijäger 2011
Viel mehr soll durch den lärmenden Umzug der Georgijäger, die letzten Ungeister des Winters verscheucht und dem Frühlingsbringer Georg zum endgültigen Sieg verholfen werden.

In Oberaichwald/Hriber, 2024
Der Brauch hat slawischen-vorchristlichen Ursprung. Aus alten Quellen ist der zeleni Jurij, der grüne Georg nachweisbar. Erst im Laufe der Jahrhunderte sind christliche und deutsche Elemente eingeflossen und haben sich vermischt. Der zeleni Jurij wird noch in der Bela Krajna(Weißkrain) im heutigen Slowenien verehrt. Der Brauch, der unserem ähnlich war, ist dort schon lange Zeit ausgestorben. In diesem Gebiet existiert zu Ehren des Heiligen Georg das sogenannte „Jurjevanje“, das älteste Folklore Festival Sloweniens.
Ablauf des Brauches
Hier ein Video vom Georgijagen in der Lauskeile/Veščele 2024
https://youtube.com/shorts/96EU8jheMAA?si=mtv9Mk6jGvNnQ3P7
Schon etwa zwei Wochen vor dem Georgstag versammelt sich die männliche Schuljugend, 6 bis 14 jährige Buben, an einem, meist auf einer Anhöhe liegenden Ort, außerhalb des Dorfes, wo fleißig Holz und Reisig für das Georgifeuer zusammengetragen wird.

Georgifeuer in Oberaichwald/Hriber
In Latschach war das der südlich der Pfarrkirche gelegene, sogenannte Vršič.


Bild 1: Latschacher Georgigruppe mit ihrem Haufen am Vrsič, 1995
Bild 2: Gruppe aus Unteraichwald/ Dobje beim gemeinsamen Gebet, 2023
Heute dürfen in den meisten Dörfern auch Mädchen am Brauch teilnehmen, Kinder anderer Glaubensgemeinschaften und konfessionslose Kinder sind ebenfalls mit dabei. Ein großer Holzstoß wird errichtet, der streng bewacht wird, damit ihn die Buben der Nachbardörfer nicht vorher anzünden können. Denn es passiert oft, dass eine unachtsame Gruppe am Georgstag mit Schimpf und Schande ohne Haufen dasteht.

Die Freiwilligen Feuerwehren, wie hier die aus Latschach, sorgen für die Sicherheit beim Georgifeuer und unterstützen das Projekt UNESCÖ
In dieser Zeit wird ein Anführer bestimmt, der als Capo/Kapo (vom italienischen Chef) bezeichnet wird. Ihm obliegen alle Entscheidungen, Eltern oder Erwachsene haben beim Georgibrauch keinerlei Mitspracherecht. Beteiligt sich ein Mitglied nicht oder zu wenig am Herrichten des Haufens, wird er vom Capo ausgeschlossen. Einzig die örtliche Feuerwehr ist dabei und achtet darauf, dass das Georgifeuer nicht außer Kontrolle gerät.

Oberaichwalder Georgijäger, 2023
Die Tierhörner und ihr Gebrauch
Bis zum Georgstag wird von den Kindern fleißig das Blasen der Bocks- oder Kuhhörner geübt. Es ist nämlich keine einfache Sache, diesen, über Jahrzehnte weitergegebenen, einfachen Blasinstrumenten, einen Ton zu entlocken. Auf alten Bildern sind auch Jagdhörner zu sehen, die zurzeit nicht mehr Verwendung finden.Heute werden die Hörner, von bei uns heimischen Hochlandrindern, von den Mitgliedern der Dorfgemeinschaft in einfache Blasinstrumente verwandelt und den Kindern zur Verfügung gestellt. Die Hörner werden ausgekochr, gereinigt, abgeschliffen und mit Öl eingelassen.





Bild 1: Georgijäger beim Auskochen von Rinderhörnern in der Lauskeile
Bild 2: Hörner werden geschliffen
Bild 3: Auskochen von Hörnern
Bild 4: Alte Hörner aus den Jahren 1927, 1964 und 1938
Bild 5: Neue Hörner bereit für Georgijagen 2025
Es werden aber auch nach wie vor die alten Hörner von den Bauern verwendet.(Stierhörner, Kuhhörner, Ziegenbockhörner, Widderhörner)

Georgijäger beim Hornblasen in Lind ob Velden 1956 (Franz Koschier, Carinthia 1957)
Das Latschacher Capo Horn, das zum Bauernhof Ulbing/kmetija Ulbing p.d. Jurč gehört, ist seit 1927 in Verwendung.

Latschacher Capo mit Horn aus dem Jahr 1927

Die Gravur stammt vom 10. März 1927, das Horn dürfte seit über 100 Jahren zum Einsatz kommen

Das alte Ziegenbockhorn vom Haus Sticker wird in Ratnitz/Ratenče seit etwa 80 Jahren verwendet
Am Vorabend des 23. April ist es soweit, das Georgifeuer wird bei Sonnenuntergang entzündet. Die Georgijäger knien nieder und beten andächtig ein Vater Unser und auf slowenisch ein Oče naš. In älterer Zeit mussten die Latschacher Buben zuerst zum Friedhofskreuz bei der Kirche eilen und dem Pfarrer ihre Gebete vortragen.
In Mallestig/Malošče und Goritschach/Zagoriče wurden früher kleine Holzkreuze gefertigt. Nachdem dreimaligen Umlaufen des Georgifeuers, wurden die Holzkreuze in die Flammen geworfen.

Georgijäger vor ihrem Haufen in Goritschach/Zagoriče
In Faak gab es in der Georgskirche eine eigene Messe zu Ehren des Heiligen Georgs. Die Buben durften erst nach der Messe das Feuer am Kovač Hügel entzünden. Zuvor mussten sie noch dreimal um die Georgskirche laufen, während sie mit den Glocken lauteten und die Hörner ertönten.(freundliche Mitteilung von Johann Kreulitsch und Josef Kornsee)

Gemeinsames Gebet in Oberaichwald, 2024
Nach dem gemeinsamen Gebet rücken die Georgijäger unter dem Lärm der Hörner und Kuhglocken zum ersten Haus ab.

Latschacher Georgijäger marschieren vom Vrsič ins Dorf, 1997
Hier klopft der Capo mit seinem Horn an die Tür, zeichnet symbolisch ein Kreuz und beginnt mit seinem Segensspruch, der deutsch oder im slowenischen Dialekt erfolgt. Danach erschallen wieder die Hörner und Glocken.


Bild 1: Latschacher Georgijäger 1997
Bild 2: Zeitungsbericht mit den Latschacher Georgijägern aus dem Jahr 1980
Segenssprüche
Dieser Spruch ist von Dorf zu Dorf verschieden, beinhaltet aber überall Gesundheit und Glück für die Bewohner, bei Bauern auch Segen für die Tiere, vor allem für die Hühner, damit sie viele Eier legen. Denn die Georgijäger erhalten von den Hausleuten Eier als Gaben, zusätzlich Speck, Würste, Zasaka oder heutzutage häufig ein wenig Geld.

Latschacher Hausfrau übergibt die Gaben, 1997
Die Gaben kommen in einen großen Korb, die sogenannte košera, heute führen die Kinder dafür oft einen Leiterwagen mit. Der Schmalz kommt in eine Kanne oder Topf.


Girgljoger in St. Nikolai 1956 (Franz Koschier, Carinthia 1957)
In Oberaichwald/Hriber lautet der deutsche Spruch:
„Der Heilige Georg klopft an die Tür und bittet um ein Nachtquartier. Er wünscht Unglück hinaus und Glück hinein, das ganze Haus soll gesegnet sein. Er segnet den Herrn, die Frau, die Kinder, die Tiere im Stall und die Hühner, dass sie viel Eier legen und uns auch ein paar geben. Die Ratzen und die Tatzen soll der Teufel zerkratzen. Nun gebt was euer Wille ist.“

Auch in der Lauskeile wird der Oberaichwalder Spruch aufgesagt, 2022
Der Spruch im slowenischen Dialekt lautet:
„Sveti Šent Jurji potrka na duri, je prenesu zdravje in zeleno vigred, ima eno hvačenco rumeno, drugi zeleno. Vse ptice pod niebom vesielo pojo, k se svetega Šentjurija vasalo. Buah obvar vašo hišo, vaša gospodarija, vašo gospodinjo, vaše krave, vaše taleta, vaše ta lepe dekleta, vaše kure da velko jajc nanasle. Miši in podhane, naj taifl uzame. Dajte kar je vaša volja.“
Übersetzt bedeutet der Spruch soviel wie: Der Heilige Sankt Georg klopft an die Tür, er hat die Gesundheit und den grünen Frühling gebracht; Er hat ein Hosenbein gelb, das andere grün. Alle Vögel unterm Himmel singen, weil sie sich am heiligen Sankt Georg erfreuen; Gott behüte euren Herrn, eure Frau, eure Kühe, eure Kälber, eure schönen Mädchen; eure Hühner damit sie viele Eier legen; mit den Mäusen und Ratten soll der Teufel gehen; nun gebt was euer Wille ist.

In Goritschach/Zagoriče
In Latschach/Loče ist auch diese Strophe im slowenischen Dialekt überliefert: „Buah obvari vašo šišo, pa vse, kar notre wona“
Übersetzt bedeutet das soviel wie: „Gott behüte Euer Haus und alle, die darin wohnen“
Aus Maria Gail/Marija na Zilji stammt der Spruch: „Buah obvari vaše kure, da bo prav dobra nasle, pa nam v cojno tudi kaj pernasle“
Was soviel heißt wie: „Gott beschütze Eure Hühner damit sie brav (Eier) legen und uns ins Körbchen auch ein paar geben.“
In Gödersdorf wurde früher folgender deutscher Spruch aufgesagt:
„Der Heilige Georg klopft an die Tür und bittet um ein Nachtquartier; Er hat ein rotes Hosenbein, das andere einen grünen Schein; die Vöglein im Walde, der Kuckuck in den Buchen, die tun den Heiligen Georg rufen. Gott behüte eure Kühe, eure Pferde, Schafe, Schweine und eure Hühner, dass sie viel Eier legen und uns auch ein paar geben.“ ( Franz Koschier, Carinthia 1957)
In Susalitsch/Žužalče und Gödersdorf/Diča vas wurde folgende Strophe im slowenischen Dialekt aufgesagt: „Buah obvar vaše kure, da bojo velko nasle, pa še nam nekaj pernasle, miši pa podgane naj pa vse pokrepajo, da bojo pohne kašče žita.“
Übersetzt kann man sagen: „Gott beschütze eure Hühner, dass sie viel legen und uns noch etwas bringen; die Mäuse und Ratten sollen alle umkommen, dass volle Getreidekästen sein werden“ (Franz Koschier, Carinthia 1957)
Wenn die Georgijäger abgewiesen werden, was sehr selten vorkommt, wurde früher eine Verwünschung ausgesprochen. Heute gehen die Šenturji weiter, es bringt kein Glück, die Frühlingsbringer nicht zu beschenken, heißt es im Volksmund.

Vor einem Haus in der Lauskeile, 2022
Jede Gruppe hat ihr genau abgestecktes Gebiet, welches sich mit den Grenzen der Ortschaften deckt. Wird dieses überschritten oder treffen zwei Gruppen aufeinander, gibt es eine handfeste Rauferei und die schwächere Gruppe wird unbarmherzig um ihre Gaben gebracht. Daher versuchen die Gabenträger gleich zu flüchten um die Spenden in Sicherheit zu bringen.
Wenn das ganze Revier „abgejagt“ ist, gehen die Kinder zum Haus des Capos oder zur Feuerstelle, wo mit den Gaben ein kräftiges Mahl bereitet wird, meist ist es eine kräftige Eierspeis, auch cvrtje genannt.

Kinder verspeisen den Eierkuchen/cvrtje
Dann wird noch das Geld aufgeteilt und es ist schon fast Mitternacht, wenn sich die müden Georgijäger auf den Heimweg machen.
Sechs Gemeinden
Der Brauch lebt noch im Gebiet von sechs Gemeinden: In ganz Finkenstein am Faaker See, in der Sdadtgemeinde Feldkirchen (Ossiacher Tauern), sowie in der Stadtgemeinde Villach (von Tschinowitsch über Maria Gail bis nach Bogenfeld und Egg am Faaker See). Auch in der Gemeinde Velden am Wörthersee (Lind, Rajach, Weinzierl, Latschach bei Velden), in der Gemeinde Wernberg (Ragain, Umberg, Kanting, Sternberg, Sand, Terlach, Krottendorf, Lichtpold) und in der Gemeinde Rosegg (St. Martin) ist das Georgijagen noch präsent.

Georgijäger in Lind ob Velden 1956 (Franz Koschier, Carinthia 1957)

Georgijäger aus Latschach bei Velden 1997, hier ruhte der Frühlingsbrauch, wird aber von der Brauchtumsgruppe nun wieder zum Leben erweckt
In den Dörfern nördlich des Faaker Sees wird von den Georgijägern eine ganz bestimmte Melodie eingeübt, die mit den Hörnern bei jedem Haus vorgetragen wird. Der Spruch ähnelt inhaltlich sehr den slowenischen Sprüchen, die südlich des Faaker Sees aufgesagt werden.
„Der Heilige Georg klopft an die Tür, bringt Gesundheit und den grünen Frühling, der Kuckuck im Buchenwald, das Vöglein im Gebüsch, sie preisen zu Gottes Ehren. Gott beschütze die Familie, den Stall und die Tiere… Ratten und Mäuse seien des Teufels, aber bei euch bleibe das Glück. Fantje.“ (Freundliche Mitteilung von Christopher Winkler und Florian Achamer)

Georgigruppe St. Niklas, 1983 (Museum Villach)
An den Ossiacher Tauern

Brauchtumsgruppe Ossiacher Tauern
Auch in einigen Ortschaften entlang der Ossiacher Tauern wird das „Girgljogn“ noch ausgeübt.

Hier achtet die Brauchtumsgruppe Ossiacher Tauern auf den Weiterbestand des Georgijagens/Jörgnjagens/Girgljogns.

In dieser Region pflegen Jugendliche und junge unverheiratete Männer den Brauch. Am Abend treffen sich die „Girgljoger“ und ziehen in mehreren Gruppen durch die Dörfer. Der Ablauf ist dem des gemischtsprachigen Gebietes sehr ähnlich.

Die „Girgljoger“ vor einem Haus
Sie erhalten von den Hausleuten Eier, Schmalz und Speck, die in einen großen Korb kommen.

Gabenträger an den Ossiacher Tauern
Unterwegs wird gebetet, bei Marterln wird angehalten und mit den Hörnern geblasen.

In der Früh wird mit den Gaben eine kräftige Frigga zubereitet und von den Burschen verspeist. (Freundliche Mitteilung von Martin Lorber)
An den Ossiacher Tauern und südlich davon in den Wernberger Dörfern werden sehr ähnliche, deutsche Sprüche aufgesagt wie dieser in Lichtpold:
„Heut in da Nocht do bin I erwocht, do hot ma a Engel a Botschoft gebrocht. I denk wohl hin, I denk wohl her wos dos fer Botschoft wär. No endlich follts ma ein das heit Georgenocht muss sein- die Georgejäga kummen ausm Wold und bitten um Eier und Schmolz- Gott bewahre euer Haus eure Hühner, eure Kuh und die schönsten Mägde noch dazu. Die Mais und die Rotzn soll da Teifl zakrotzn“. (Freundliche Mitteilung von Bernhard Kaspitz)




Bild 1: Besuch der Georgijäger beim Bürgermeister Christian Poglitsch
Bild 2 und 3: Georgijäger aus Goritschach
Bild 4: Beim Gebet am Hafnerhügel in der Lauskeile
Blühende Zukunft
Die Dorfgemeinschaft Latschach am Faaker See hat es sich zum Ziel gesetzt, die alten Bräuche so gut wie möglich in die heutige Zeit zu retten und an die kommende Generation weiterzugeben. Dazu gehören neben dem Georgijagen auch andere Bräuche im Jahreskreis, wie das Maibaumsteigen, der Latschacher Kirchtag samt Kirchtagsladen der Zech und der Nikolaus- und Krampusbesuch.
20 Gemeinschaften sind die Garanten, dass die Frühlingsbringer jedes Jahr in den Dörfern unterwegs sein werden. Der Georgibrauch ist identitätsstiftend. Er erweckt Erinnerungen an eine schöne Zeit, ohne Handy und Computer. Eine außergewöhnliche Zeit, wo die besten Freunde, weil einer anderen Gruppe zugehörig, für eine Woche zu Gegnern wurden. Vor allem hatten die Erwachsenen nichts mitzureden.

Finkensteiner Bgm Christian Poglitsch bei den Georgijägern am Hafnerhügel in der Lauskeile
Heute ist es etwas anders, es gibt Whatsapp Gruppen und ohne Handy geht nichts mehr. Auch die Eltern sind mehr involviert.
Nachdem sich der Frühlingsbrauch überall etabliert hat, sollen die Kinder, wieder wie früher selbstständig und ohne Einflussnahme das Georgijagen/Šenturja jahat ausführen.
Wichtig ist, dass dieser einzigartige Brauch lebt und an die nächste Generation weitergegeben wird.

Unterricht der anderen Art: Volksschüler lernen das Hörnerblasen und Aufsagen der Sprüche
Spende an die Volksschule im Rahmen des UNESCO Projektes
Der neuen Direktorin Christine Kraßnig wurde am 7. März 2025 im feierlichen Rahmen 1000.- Euro überreicht. Bürgermeister Christian Poglitsch und die Mitglieder der Dorfgemeinschaft hörten die deutschen und slowenischen Georgisprüche, die von den Kindern einstudiert wurden. Auch das Hörnerblasen wurde fleißig geübt.
Volksschulkinder mit ihren Georgihörnern bei der Spendenübergabe
https://www.krone.at/3721816